Muldjewangk, Morgawr & Other Monsters

Andrew Liles

Muldjewangk, Morgawr & Other Monsters

Year: 2011
Label: Tourette (Tourette 021)
Format: CD

Tomte (Solitaire)
Swamp Thing (Bloodbath For Bunyip)
Voodoo Zombie Hybrid
Pine Cold Emerald Lights
Meeting Muldjewangk (Followfollowfollow)
Soiled Dreams And Disappointment
Gin Tumbler Landfill
Tripurasura
Tangie (Solitaire Reprise)


Recorded at the Bear Den, Brighton, UK & at the Cat Nest, West Yorkshire, UK from September 2008 to November 2010.

Released in a four-panel digipak. Limited to 500 copies.

Didgeridoo: Matt Taylor
Violin: Annie Kerr
Voices: Beatrice Taylor, Isabel Taylor, Maniac, Maude Swift, Melon Liles, Alexi Borisov, Angela Mankunian

Reviews:

VITAL WEEKLY
If I would have to make a Frankie-says styled t-shirt for Andrew Liles, it would probably read “Danger – (re)Productive!”. Now responsible for dozens and dozens of releases, Liles is certainly one of the most productive men in music. It says (re)Productive, because somehow a Liles album can be recognized from miles away. The sounds are new, but sound like you’ve heard them before on previous albums. The (re)Productive is also hinting at Liles’ interest for the sexual deviant. There is little of that theme on this album though, which is another chapter in his monster-book. This doesn’t exactly makes life easier for his fans. You probably need a British Telecom CEO’s income to be able to keep track of all things Liles. For those less fortunate, however, this new album, his umpteenth in the “Monster”-series (that also includes t-shirts and badges – clearly lessons have been learned from Frankie goes to Hollywood merchandise man -), is well worth the purchase. Not that there is much news or a specific development on this one, if you’ve heard the previous albums by Liles, you know what to expect; sinister voices in various languages telling sinister fragmented stories, children’s toys, looping, sampling, strange not-quite-in-synch rhythms, ambient bits and general mayhem. But, it is all so well done, so carefully produced it’s hard to fault the man. Muldjewangk, Morgawr and Other Monsters has nine tracks indexed, allowing Liles some fun making up titles, but the album sounds like one big aural adventure, best consumed and enjoyed in one straight listen. So, nothing new, nothing shocking, but a well-crafted, good-quality CD. (FK)

OBSKURE MAGAZINE
En l’espace d’une décennie, Andrew Liles est devenu un des musiciens les plus en vue de la scène britannique, à présent membre de formations-culte comme Current 93 ou Nurse With Wound, ce grand maître du bizarre s’est lancé il y a quelques mois dans une série de productions, dans la lignée de sa Black Series de 2007 sous le nom The Vortex Vault : un album pour chaque mois de l’année, avec un nombre impressionnant d’invités, dont on ne citera que Tony Wakeford (Sol Invictus) et Brian Poole et David Janssen (Renaldo & The Loaf). Ce nouveau concept tourne autour des monstres et utilise tous les supports imaginables : T-shirts, DVD, badges, livres, CD, vinyles, etc. D’un disque à l’autre, des échos et clins d’œil se font sentir, établissant un véritable dialogue et créant une « œuvre » au sens noble du terme, car tous les éléments du puzzle sont nécessaires afin que l’image d’ensemble se révèle. Plusieurs labels se sont lancés dans l’aventure, parmi lesquels les anglais de Dirter qui ont publié le LP Miraculous Mechanical Monster et le CD Mind Mangled Trip Monster, et les Texans de Tourette Records avec tout d’abord le EP Monster Munch et à présent ce Muldjewangk, Morgawr and Other Monsters. Les amateurs du compositeur y retrouveront ce sens de la poésie inimitable, où l’onirisme se teinte d’ambiances décalées où instruments folk (ici, notamment le violon, les bols tibétains et le didgeridoo), prises de sons électro-acoustiques, voix étranges et collages s’entremêlent dans une sorte de cartographie ethnographique et surréaliste. Entre déconstruction et psychédélisme malade, le minimalisme hypnotique et quasi rituel de Liles évoque aussi bien l’imagination d’un Lewis Carroll qu’un Jan Svankmajer. Balade au fin fond du bayou (« Swamp Thing »), lueurs mystérieuses (« Pine Cold Emerald Lights »), conversations grotesques sur nappes vibrantes (« Soiled Dreams and Disappointment »), comptines champêtres et terrifiantes (« Meeting Muldjewangk »), pianos expressionnistes et rythmes breakbeat (« Gin

BLACK MAGAZIN
Die Kryptozoologie ist eine Art Parawissenschaft, die sich im Schatten des Hochbetriebes unserer Wissensfabriken eine kleine Nische gesichert hat. In ihrem Wesen oft spekulativ, versucht sie höchst interessanten Fragen auf den Grund zu gehen. Wie viele unentdeckte Tierarten mag es wohl auf unserem Planeten geben, und wird man sie jemals alle entdecken? Wie groß war die Fauna vergangener naturgeschichtlicher Epochen, über die man nur Bruchstücke weiß? Und welche Tiere waren eigentlich die Urbilder der vielen Fabelwesen, die die Mythen aller Kulturen bevölkern?
Gerade letztere Frage muss zwangsläufig immer ein Stückweit offen bleiben, und vielleicht teilen sich die Forscher den Bereich auch deshalb seit jeher mit Künstlern, Schriftstellern und anderen Mythenschöpfern, denen an einer sachlichen Demystifikation (zum Glück) nur am Rande gelegen ist. Einer der zur Zeit umtriebigsten Erforscher bizarrer Wesen ist Musiker und kein geringerer als NURSE WITH WOUND-Kollaboratuer Andrew Liles, seit Monaten als unermüdlicher Serientäter im Rahmen seiner „Monster“-Reihe aktiv und Lesern dieser Seite hinlänglich bekannt. Sein neuestes Werk ist eine fast hörspielartige Reise durch ein abenteuerliches Bestiarium, das nicht nur die Mythen fast aller Kontinente wie in einer barocken Wunderkammer präsentiert, sondern auch eine leidenschaftliche Hommage an den zum Teil naiven Exotismus unserer eigenen Populärkultur darstellt.
Die Reise beginnt mit „Tomte (Solitaire)“ im hohen Norden. Wer bei dem Namen und der Himmelsrichtung jetzt an eine Hamburger Indieband denkt, ist allerdings auf dem Holzweg, denn in dem Fall geht es um einen skandinavischen Kobold, der in den nordischen Ländern so beliebt war, dass er es sogar in die Märchen von H.C.Andersen schaffte. Wenngleich Teil von Liles’ monströsem Sammelsurium, ist Tomte doch ein eher freundliches Gespenst, was sich im Musikalischen durchaus spiegelt. Der auf russisch gesungene Text und das aus verwobenen Stimmen geformte Drone stimmen zunächst wohlige Klänge an und erinnern an „Mind Mangled Trip Monster“, den vorherigen Teil der Reihe.
Doch nur wohlig soll es auf Liles’ Expedition ins kuriose Tierreich nicht zugehen. Zwei der Stücke spielen sozusagen in Australien, in der mythischen Welt der Ureinwohner, und beschwören die Erinnerung an zwei äußerst bedrohliche Chimären namens Muldjewangk und Bunyip herauf, amphibische Wesen, die im Algengewirr zuhause sind und unvorsichtigen Fischern und übermütigen Kindern in den Dämmerstunden schon mal zum Verhängnis werden. Passend zum Kolorit gibt es ekstatische Klänge aus dem Didgeridoo zu hören – und bedrohliches Raubtierknurren, das einen für Momente ebenso erschaudern lässt wie die zunächst strukturlosen Perkussionseinlagen auf Töpfen und anderen Metallteilen. Doch Liles ist Bastler und Humorist, bringt mit Wes Cravens „Swamp Thing“ die moderne Pulp Fiction mit hinein und lässt Trommler einen Ethnobeat einspielen, der so sehr ins Bein geht, dass man schon ein ziemlich harter Mann sein muss, um nicht tanzen zu wollen.
Auch die restlichen Stationen der Reise bilden thematisch wie musikalisch ein beeindruckend stimmiges Panorama des Monströsen, das oftmals gerade dann seine furchterregende Wirkung entfaltet, wenn liebliche Melodien auf der Violine oder kindliches Glockenspiel eigentlich für ein heimeliges Gefühl, letztlich aber doch für Schauer sorgen. Ähnliches gilt für die Vokalbeiträge der Geschwister Taylor, deren Kinderstimmen schon auf dem „Baalstorm“-Album von CURRENT 93 zu hören waren. Die Route führt unter anderem in die karibische Welt der Zombies und des Voodoo (aus dem Off begleitet von einer Ansage von seltsam erotischer Verdrehtheit), in die indische Mythologie (passend eingespielt mit psychfolkartigen Gitarren- und Sitharklängen), auf die Müllhalden der posthistorischen Zivilisation (untermalt von Breakbeats) und zuguterletzt zu den (fast wieder freundlichen) Seeungeheuern der schottischen Inselwelt. Lob gebührt dabei auch den Mitmusikern, die dem Klang zu seiner vollen Gestalt verholfen haben: Ehefrau Melon Liles, Maniac (bekannt von MAYHEM, SKITLIV und SEHNSUCHT), Geigerin Annie Kerr und Alexi Borisov (ein russischer New Wave- und Industrial-Veteran) sind vielleicht die bekanntesten.
Bei all diesen Stationen wird Liles seinen im Interview geäußerten Ansprüchen gerecht. Er demonstriert, dass die sogenannte Experimentalmusik unterhaltend im besten Sinne sein kann, und dass ein virtuoses Zitieren und Zweitverwerten im besten Fall einer Veredlung gleichkommt. Auf „Muldjewangk…“ trägt Liles ein Stück zum Erhalt kurioser Mythen bei, schafft den Schulterschluss zwischen volkstümlicher und moderner Mythologie und verhilft auch dem sogenannten „Trash“ einmal mehr zu einer eigenen Größe. (U.S.)